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Nachhaltigkeit auch im Sport: Muss das sein?

  • Autorenbild: Joern Kleinschmidt
    Joern Kleinschmidt
  • 21. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Feb. 2022


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Sport ist eines der zentralen Elemente unseres gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Neben dem beruflichen, schulischen oder familiären Engagement nimmt Sport, in all seinen Facetten, einen wesentlichen zeitlichen aber auch emotionalen Anteil unseres Lebens ein. Ob aktiver Freizeit- und Breitensport, ob Leistungs- und Spitzensport oder ob passiver Zuschauersport und Sport als Grundlage von Gesprächen und Diskussionen: Sport ist in unserem Leben omnipräsent und bewegt täglich (physisch oder emotional) unzählige Menschen. Sport ist dabei aber auch eine dialektische Beschäftigung: Disziplin, Wettbewerbs- und Leistungsorientierung einerseits, Gemeinschaft, Respekt, Regeln und Fairness andererseits, bilden nur zusammen die Basis für jeden sportlichen Wettbewerb. Betrachtet man den Breiten- und Freizeitsport in seinen ursprünglichen Formen, so spielt auch die ökologische Komponente eine wichtige Rolle: Ein großer Teil sportlicher Aktivitäten findet immer noch gerne und bevorzugt in freier und hoffentlich weitgehend unbelasteter Natur statt. Damit hat Sport einen natürlichen, impliziten Bezug zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Auch der Sport nutzt und fördert zentrale Elemente von Nachhaltigkeit: Gemeinschaft und Integration, fairer Wettbewerb, Akzeptanz von Regeln und intakte Ökologie. Im Profisport kommen noch die Elemente ökonomischer Nachhaltigkeit dazu: Egal ob Profi-Einzelsportler oder professionelle Sport-Organisation, hinter jedem beruflichen Engagement im Sport steht grundsätzlich auch immer das Ziel einer langfristigen, finanziellen Nachhaltigkeit.

Um als Vorbild aber überhaupt positiv in die Gesellschaft hinein wirken zu können, muss der Profisport zunächst selber seine Hausaufgaben erledigen und selber den Anforderungen und Erwartungen von CSR gerecht werden. Walzel et al. (2018) haben dazu die bestehende wissenschaftliche Forschung in diesem Themenkomplex analysiert: Von den 69 analysierten Veröffentlichungen verfolgen 80% instrumentelle Ansätze und eben noch keine ethischen Motive. Zentrale Analysen über Rolle und Ausprägung von Nachhaltigkeit in Profisport-Organisationen wurden insbesondere in Nord-Amerika, mit Focus auf die vier Major Leagues, und in Europa mit Fokus auf den Profifußball entwickelt. Babiak und Wolfe (2009) analysierten die wichtigsten Treiber für das CSR-Engagement amerikanischer Profi-Ligen. In unstrukturierten Interviews mit Verantwortlichen Managern für Community Relations der vier Major Leagues, verbunden mit der Analyse von Dokumenten, ermittelten sie, dass insbesondere Aktivitäten zum sozialen Engagement in den regionalen Communities durchgeführt wurden. Angetrieben wurden diese Aktivitäten häufig aus der subjektiv gefühlten Verpflichtung der Clubs, den Communities für die Unterstützung beim Stadionbau oder für Steuerbefreiungen etwas zurückgeben zu müssen („give back society“). So ist dann auch nicht verwunderlich, dass ein großer Teil der Nachaltigkkeits - Aktivitäten aus gemeinnützigen Spenden und der Unterstützung sozialer Projekte bestand (Sheth und Babiak 2010).

Die Erweiterung der Nachhaltigkeits-Analysen auf das Themenfeld Ökologie wurde von Tendafilova et al. (2013) zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt. Dabei standen die Umweltschutz-Aktivitäten der vier Major Leagues im Fokus. Die ermittelte Palette von Aktivitäten war sehr breit: Von überschaubaren Einzelmaßnahmen (Bäume pflanzen, Förderung der Nutzung des ÖPNV, Recycling von Sportausrüstung,...) bis hin zu umfangreichen Maßnahmen wie der Einführung von Solar- oder Windenergie, ökologischen Umbaumaßnahmen oder Kooperationen mit ökologischen Lieferanten. Sie wiesen nach, dass die Anzahl der Umweltschutz-Initiativen der Major Leagues im Untersuchungszeitraum zunahmen und identifizierten dafür drei wesentliche Treiber:

  • Einerseits, eine im Laufe der Jahre stark gestiegene Berichterstattung durch die Top 20 Nachrichtenmagazine in den USA,

  • eine gestiegene Relevanz des Themas bei Fans und Konsumenten als relevanten Sta- keholdern,

  • sowie einen gestiegenen Gruppendruck innerhalb der Peer-Group: Erfolgreiche Bei- spiele anderer Clubs dienen als Motivation für eigene Umweltschutz-Aktivitäten.

Die stetig wachsende Erwartungshaltung von relevanten Stakeholdern scheint also ein zent- raler Motivator für die steigenden Nachhaltigkeis-Bemühungen der nordamerikanischen Profisport-Organisationen zu sein. In einer aktuelleren Analyse ermittelten Babiak und Kihl (2018), dass mittlerweile einerseits eine „gefühlte Verpflichtung“ für Profisport-Organisationen besteht, mit CSR-Aktivitäten in ihre relevante Community zu investieren und es andererseits grundsätzlich strategisch sinnvoll sei, dieses aus Gründen der Reputation und des Ansehens der Organisation zu tun. Für den wissenschaftlich gut untersuchten und zugänglichen Bereich der nordamerikanischen Profiligen muss konstatiert werden, dass die beobachteten CSR-Aktivitäten sich auf instrumentelle und politische Ansätze beschränken und sich explizit auf die extern wirkenden und wahrnehmbaren Felder Citizenship, Soziales und Ökologie konzentrieren.

 
 
 

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